• Feldvorführung: Luzerneeinarbeitung mit dem Geohobel

Sächsischer Bauern und Imkertag 2022

Am 2. September fand der Sächsische Bauern- und Imkertag auf dem Biohof Johann Franz in Dresden-Gohlis statt.

Zu Beginn präsentierte Demeter-Bauer Clemens Risse eine mobile Schlachtbox, die er dank Förderung und guter Kooperation mit dem zuständigen Amtstierarzt gemeinsam mit zwei Kollegen kaufen konnte. Bei dieser Form der teilmobilen Schlachtung geht das Rind in einen Fangstand, der durch Schienen direkt mit der Schlachtbox verbunden ist. Das Tier wird mit Kraftfutter gelockt und hat den Stand bereits vorher kennen lernen können. Daher geht es freiwillig hinein. Ist das Rind fixiert, erfolgt der Bolzenschuss und innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen 60 Sekunden wird es über die Schienen in den Hänger gefahren, wo der Bruststich erfolgt. In diesem wird es anschließend zum Schlachthof gefahren. Aufgrund der Investitionskosten und des erhöhten Aufwands berechnet Clemens Risse etwa 200 € mehr pro Schlachtung als vorher. Bisher ist die mobile Schlachtbox die einzige ihrer Art in Sachsen.

Nach einer Kaffeepause hielten zwei Referent:innen des gemeinnützigen Vereins „Kulturbüro Sachsen“ einen Vortrag zu Landkäufen durch Rechtsextreme und völkische Siedlungsbewegungen, die Mittelsachsen aktuell zu einem Zentrum ihrer Ansiedlungsbestrebungen machen. Laut Kulturbüro gehen diese gezielt in ländliche Räume, in denen sie ihren Gesellschaftsentwurf eines „Volkskörpers“ umsetzen wollen, dem man nur durch gleiche Abstammung angehören kann. Da ihre Strategie sehr langfristig ausgerichtet ist, verhalten sie sich nach Zuzug erst einmal ruhig und versuchen langsam durch Beteiligung in Schulen, Elternbeiräten oder durch landwirtschaftliche Initiativen ihre Ideen zu verbreiten. Gegen Ende des Vortrags standen Handlungsoptionen im Umgang mit rechtsextremer Landnahme im Mittelpunkt. Erfolge bei der Verhinderung von Landkäufen und bei der Wiederbelebung einer lebendigen und pluralistischen Dorfkultur können ein Vorbild für demokratische Gegeninitiativen sein. Gleichzeitig wurde in der anschließenden Diskussion deutlich, wie sehr sich in einigen Orten bereits ein Klima von Angst und Bedrohung entwickelt hat, das bis hin zu Gewalttaten gegen Menschen reicht.

Nach der Mittagspause erklärte Sebastian Kucka in einer Feldvorführung die Vorteile des Geohobels. Mit diesem bearbeitet er nur die obersten drei Zentimeter eines Ackers, so dass Verdunstung und große Umwälzungen vermieden werden. Dank einer Wölbung der Hobel-Schare entsteht dabei kein Schmierhorizont. 25 cm hohe Luzerne werden exakt so zerhäckselt, dass sie nicht noch einmal nachtreiben können und werden direkt eingearbeitet. Kombiniert mit einem Tiefenlockerer und einer Saatkombination erfolgt eine verhältnismäßig schonende Bearbeitung inklusive Aussaat in einem Arbeitsgang.

Politischer Höhepunkt der Veranstaltung war die Diskussion um Zugang zu Land für bäuerliche Betriebe. Gemeinsam mit dem sächsischen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther diskutierten Reiko Wöllert (stellv. AbL-Bundesvorsitzender) und Gesine Langlotz (junge AbL) die Herausforderungen beim Schutz der Flächen vor nicht-landwirtschaftlichen Investoren wie Aldi oder Fielmann. Der Minister stellte dabei ein baldiges Agrarstrukturgesetz in Aussicht, das diese Problematik regulieren solle. Auch die Etablierung gemeinwohlorientierter Kriterien für die Verpachtung der 7000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche im Eigentum des Freistaats Sachsen wurden diskutiert.

Die Veranstaltung fand statt in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland. Gefördert wurde die Veranstaltung von der GLS Zukunftsstiftung.